
© Björn Walther
Rückblick 2025
Wertvoll in allen Facetten
Bundesweit und in Gera: Tag des offenen Denkmals® 2025 macht den Wert von Denkmalschutz sichtbar
Welche Bedeutung und welchen Wert tragen Denkmale für unsere Gesellschaft? Dies konnten am 14. September 2025 Millionen von Besucherinnen und Besucher selbst erleben. Beim Tag des offenen Denkmals öffneten sich wieder Tore, Türen und Portale von Denkmalschätzen in allen Teilen des Landes. Unter dem Jahresmotto: „Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“ machten rund 6.500 Denkmale in 2.300 Städten und Kommunen Geschichte zugänglich. Getragen von tausenden engagierten Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, bot Deutschlands größtes Kulturevent erneut ein Programm von über 9.000 Veranstaltungen. Von der prachtvoll sanierten Schlossanlage bis zu verborgenen Kellerräumen, von anschaulichen Demonstrationen alten Handwerks bis zu bunten Familienfesten mit traditionell gebackenen Leckereien.
Dabei zeigte sich der Tag des offenen Denkmals einmal mehr als ein Fest des Entdeckens, des Staunens und des gemeinsamen Verstehens. Die Besucherinnen und Besucher begaben sich auf Zeitreise durch die Geschichte ihrer Heimat, erkundeten architektonische Schätze vergangener Zeiten und kamen darüber miteinander ins Gespräch. „Dass nicht nur hier so viele unterschiedliche Menschen zusammenkommen, sondern auch bundesweit und gar in ganz Europa zeigt, dass Kultur keine Übersetzung braucht“, betonte Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) bei der Eröffnungsfeier in Gera den verbindenden Charakter des Denkmalschutzes.
Bundesweite Vielfalt
Dass das Kulturevent in allen Teilen Deutschlands Begeisterung weckte, zeigen zahlreiche Höhepunkte in den verschiedensten Regionen. In Berlin etwa nutzten 38.000 Besucherinnen und Besucher die seltene Gelegenheit, das sonst verschlossene Internationale Congress Centrum (ICC) von Innen zu erleben. Das ICC ist eine der markantesten Architekturikonen der Hauptstadt. Ein Besucher äußerte sich nach dem Besuch des ICC begeistert: „Denkmale sind keine staubigen Fossilien in Archiven, sondern ganz lebendige Ausdrucksformen des sich beständig ändernden Organismus Stadt.“
In Zülpich (NRW) machte die Öffnung eines anderen markanten Gebäudes, das Stadttor, deutlich, wie stark Denkmale das gesellschaftliche Leben prägen können. „Wir haben heute viele Gesichter gesehen, die über unseren Karnevalsverein hinausgehen. Unser Tor wird in Zülpich eine Institution, die Menschen sind mit ihren vier Toren eng verwurzelt. Ziel der Baumaßnahme war genau dieser Begegnungsort“, berichtet Oliver Hohn von seinen rund 300 Gästen.
In der alten Dorfschmiede in Hainrode im Südharz dagegen flogen leuchtende Funken durch die Luft und der metallische Klang des Hammers hallte durch die alten, rußgeschwärzten Räume. Jung und Alt staunten über die Vorführung alter Handwerkskunst und werden diesen Tag bestimmt nicht so schnell vergessen.
Auch Bonn setzte ein lebendiges Zeichen: Die jüngste Generation eroberte den historischen Sep-Ruf-Bau, der zu Hauptstadtzeiten die bayerische Landesvertretung beherbergte und heute Hauptsitz der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ist. Der Tag lockte zahlreiche Besucherinnen und Besucher mit einem bunten Familienprogramm wie bespielbare, historische Spielzeuge, Führungen und einem Urban Sketchers Workshop. „Der Tag heute ist für uns alle zauberhaft, die Kinder erwecken die sonst so ruhigen Hallen mit ihrem Lachen zum Leben, werden zu Schatzsucherinnen und Schatzsuchern auf der Suche nach Kunst am Bau wie unserem Mosaikmädchen an der Fassade“, so Nadine Smukal, Teamleiterin Stifter-Service bei der DSD.
Gera als „Denkmalhauptstadt“ für einen Tag
Mit einer großen Eröffnungszeremonie im thüringischen Gera feierte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gemeinsam mit der Stadt den Auftakt zum bundesweiten Aktionstag. Über das ganze Stadtgebiet öffneten charakteristische Bauten vergangener Epochen ihre Türen – von neogotischen Sakralbauten über Wohnhäuser des Jugendstilbegründers Henry van de Velde bis zu historischen Bierlagerstätten. Die historische Straßenbahn bot die Möglichkeit, zwischen den geöffneten Denkmalen zu pendeln und dabei das Fahrgefühl aus den letzten Jahrhunderten wieder aufleben zu lassen.
Im Zentrum des Geschehens in Gera: Das Kultur- und Kongresszentrum (KuK) als überregional bedeutsames Beispiel der Ostmoderne. Neben dem kulturell vielseitigen Bühnenprogramm lud der interaktive Markt der Möglichkeiten dazu ein, historische Handwerkstechniken auszuprobieren, mehr über das tatsächliche Wirken im Denkmalschutz zu erfahren und miteinander ins Gespräch zu kommen. Auch an den Schaubaustellen konnten Besucherinnen und Besucher den Restauratoren über die Schulter schauen und Denkmalpflege ganz konkret und vor Ort erleben. Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt unterstrich die gesellschaftliche Bedeutung solcher Tage in seinem Grußwort: „Denkmale sind Zeichen von Geschichte, aber auch von Heimat. Orte, an denen man Heimat nicht erzählen muss, weil man sie fühlen kann. Hier braucht es einen Blick voraus, keinen Blick zurück. Diesen Gedanken immer wieder wach zu rufen, dafür braucht es Tage des Wachrüttelns – wie heute“. Anlässlich der bundesweiten Eröffnung kamen in Gera über 17.000 Gäste zusammen.
Auch Online zeigte der Tag des offenen Denkmals seine große Anziehungskraft: Mehrere Millionen Zugriffe auf die bundesweite Programm-Website und die App verzeichnete die DSD allein am Veranstaltungswochenende. Begleitet wurde das Event von der beliebten Foto-Aktion „Denkmal-Schnappschuss“, an der sich mehr als 600 Personen beteiligten. Sie hielten ihre eindrücklichsten Momente fest und teilten damit ihre ganz persönliche Sicht auf das Motto „Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich“. Die Gewinnerfotos werden im Oktober 2025 präsentiert unter: tag-des-offenen-denkmals.de/fotoaktion